Fast jeden Morgen mache ich irgendeine Form von Sport. Neben der täglichen Vogelfütterung ist das meine zweite, fast nie verhandelbare Routine. Ich absolviere also ein kleines Cardio-Programm, stähle Muskeln mit Bauch-Beine-Po oder versuche mich mit Yoga zu flexibilisieren. Lange Zeit habe ich brav eine immer ziemlich gleiche Ashtanga-Abfolge praktiziert, die ich mal vor Jahren in einem Studio gelernt hatte.
In 2020 habe ich beschlossen, auch das mal über den Haufen zu werfen und etwas Neues auszuprobieren. Yoga with Adriene ist dafür meine erste Wahl. Auch Clint liebt sie und ihre Videos sehr (siehe Bild). Allerdings wohl eher zur Entspannung und natürlich auf der Matte, meistens genau in der Mitte.
Auf der Matte, Clint und ich und die Kuh
In einem ihrer Videos sagte Adriene mir also, ich solle mich in die Cow Pose – auf Deutsch ins Kuhgesicht – begeben und zeigte, wie das geht. Bei ihr sah das total einfach aus.
Für mich war das unglaublich unbequem.
Mehr oder weniger in dieser verrückten Verrenktheit angekommen, wollte ich sofort wieder hinaus. Und dann das ganze auch noch auf der anderen Seite. Ich hatte ja gedacht, mein Körper wär‘ schon ziemlich beweglich. Aber pustekuchen. Ich musste laut lachen, weil die Position bei Adriene so völlig anders aussah als bei mir. Grazil und schön. Und dann beugte sie sich auch noch völlig entspannt vor.
Von nach vorne beugen konnte bei mir keine Rede sein. Am liebsten hätte ich meine Beine entwirrt, wär von der Matte gehüpft und nie wieder zum Kuhgesicht zurückgekehrt.
Ein paar Stunden später verstand ich dann, was da vorhin mit mir passiert war: Der Wachstumsschmerz. Die Komfortzone, die sagt: Es war doch so gemütlich in deiner bisherigen Yoga-Routine! Warum willste denn was Neues ausprobieren? Ist doch gar nicht nötig. Komm, wir machen lieber Kobra!
Aber wer mich kennt, der weiß: Ich lass mich nicht gängeln. Und schon gar nicht von meiner Komfortzone. Mir tut Neues gut. Neues macht mein Leben spannend, auch wenn es mich manchmal Überwindung kostet oder mir Angst macht.
Also, bin ich ab meinem Unbeweglichkeits-Frust bei jeder Yoga-Session, ob mit Adriene oder ohne, für ein paar Sekunden oder Minuten in das Kuhgesicht und siehe da: Schon nach einigen Malen ging es besser und jetzt sehne ich mich fast schon nach der Pose, weil sie zu lang vernachlässigte Körper-Ecken weicher macht.
Bequemlichkeit im Unbequemen
Ich finde, dass dieses Geschichte eine ganz hervorragende Parabel für das Leben ist. Neue Situationen, Herausforderungen, Lebensabschnitte sind manchmal unangenehm, unbequem, ja sogar frustrierend. Doch wenn man bereit ist, zu lernen, nicht aufgibt, sich den Aufgaben widmet, übt und es sich im Unbequemen mal ein bisschen bequem macht, dann hat man so viel gewonnen. Nämlich Wachstum, neue Horizonte und eine Flexibilität, die sich ganz wunderbar anfühlt.
Dir hat die Kolumne gefallen?
Dann melde Dich doch für meinem Newsletter an. Einmal im Monat verschicke ich eine liebevoll gestaltete Mail mit guter Laune und Inspiration, Buchtipps, der monatlichen Kolumne, exklusiven Infos zu meinen aktuellen Projekten, Veranstaltungen und Büchern und den neuesten Neuigkeiten von meinem Leben im Wald.