Anfang Oktober ist Carsten für eine Woche nach Dänemark gefahren. Wir verbringen ja viel Zeit miteinander und seit drei Jahren arbeiten wir auch noch gemeinsam an diversen Buch-Projekten, Vorträgen etc. Da brauchen wir zwischendurch und hin und wieder ein bisschen Zeit für uns allein.
Ich habe übrigens eine Weile gebraucht, bis ich das verstanden habe. Früher dachte ich immer, Carsten liebt mich nicht mehr, nur weil er mal für eine Woche sein Ding machen möchte. Heute weiß ich es besser und genieße auch selbst, wie heilsam und wunderbar es ist, Zeit nur für mich zu haben und gestehe uns die Alleinzeit mehr als gerne zu.
Ordnung macht den Meister
Carsten war also am Skagerak und ich im Wald. Ich hatte die Überarbeitung meines zweiten Romans abgeschlossen und irgendetwas in mir trieb mich an, das Haus von links auf rechts zu drehen und Ordnung zu schaffen. Nicht nur oberflächlich, sondern von Grund auf. Ich riss also nach und nach fast manisch sämtliche Sachen aus sämtlichen Schränken, sortierte, was das Zeug hielt und ordnete meinen Lebensraum. Draußen färbten sich die Blätter langsam bunt, während ich rotgesichtig und schwitzend meinen Kleiderhaufen im marie-kondo-style abarbeitete und jedes Kleidungsstück in Regenbogenfarbenreihenfolge zurück auf die Kleiderstange hängte. Die Beibehaltung dieser fabelhaften Sortierung ist für mich übrigens nicht besonders schwer, denn meistens trage ich im Wald eh Leggings, Pulli und Strickjacke.
Ein Sektverschluss zum Glück
Auch die anderen Räume wurden durchforstet und beglückt stellte ich fest, dass ich gar nicht so viele Dinge habe, die ich nicht mag. Getrennt habe ich mich unter anderem von einer schlimm zerkratzten Pfanne und einem unglaublich hässlichen Sektflaschen-Verschluss, den ich jeden Tag in unserer Besteckschublade sah und jeden Tag unterschwellig ein bisschen mehr verabscheute. Ein seltsam subtil ungutes Gefühl.
An seiner statt liegt dort nun ein hübsches Exemplar in gold-schwarz für ganze fünf Euro und eine Schublade tiefer schlummert eine neue Pfanne, in der die Spiegel-Eier nur so hin und her gleiten. Zugegeben, die war etwas teurer als der Sektverschluss, denn ich habe mich dafür entschieden, in ein richtig gutes Exemplar zu investieren.
Und die Moral von der Geschicht?
Der Ordnung im Außen folgt meistens auch die Ordnung im Innen. Zwar weiß ich in vielen Bereichen schon, was zu mir gehört und was nicht. Trotzdem ist es wichtig, regelmäßig den Status Quo zu reflektieren. So werde ich mir darüber klar, welche alten oder sogar neuen Projekte, Dinge, Beziehungen, Gedanken, Gefühle, Ängste, Wünsche, Ziele überhaupt schon, noch oder wieder zu mir gehören und welche ich ganz soft & easy gehen lassen kann.
Oder wie Buddha so schön sagt:
»In the end, only three things matter:
how much you loved,
how gently you lived,
and how gracefully you let go of things not meant for you.«
Lustig finde ich übrigens, dass der Oktober der Monat der Ordnung ist und dass die Natur mir deutlich vormacht, wie das geht: Blätter lösen sich von den Zweigen, Kontemplation ist angesagt, damit dann Raum für Neues - aka the Frühling - entsteht.
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