Irgendwo und irgendwann habe ich in diesem Monat den Faden verloren. Es ist irgendwie schleichend passiert. Erst dachte ich noch: »Kein Problem, auch wenn jetzt wieder alles anders ist, das kriegen wir schon hin.« und »Anstatt auf Vortrags- und Lesereise zu gehen, hast Du mehr Zeit für andere schöne Projekte.« Außerdem gab es ja tolle Neuigkeiten zu verkünden. Nämlich: Cover, Titel und genauer Erscheinungstermin meines neuen Buches konnten endlich herausposaunt werden. (Für alle, die es noch nicht wissen: Es heißt »Suche Platz auf Wolke Sieben«, erscheint am 3. Mai 2021, und ich finde, dass es ganz famos aussieht.) Aber trotz der schönen Dinge geriet ich im Laufe des Monats aus meiner Spur, hatte keine Lust mehr auf gar nichts und wäre am liebsten gleich drei Tage hintereinander im Bett geblieben. Noch nicht einmal Joe Bidens und Kamala Harris‘ Sieg konnte daran etwas ändern. »Was ist bloß los mit Dir? Die Welt ist einem der vielen möglichen Untergänge noch einmal von der Schippe gesprungen und Du bläst Trübsal?«, fragte ich mich etwas verwundert, leicht genervt und ein bisschen besorgt. Und dann fiel mir wieder ein: Es ist November und da fühl ich mich immer so. Auch ohne Corona.
Der November und ich? Nicht so die besten Freunde
Wie fühl ich mich denn eigentlich? Matschig und melancholisch, anti und angeschlagen, griesgrämig und grau …. Vielleicht weil es immer düsterer wird, vielleicht weil der November unter der für mich sehr intensiven Skorpion-Energie steht und ich mich zuverlässig und so gar nicht »soft & easy • generous & kind«-like wenigstens mit einer Person in meinem Umfeld streite. Vielleicht auch, weil ich wie jedes Jahr im Oktober dachte: »Ist ja noch was hin, bis das Jahr vorbei ist« und dann mitten rein gestolpert bin in meinem Un-Monat, wieder nicht auf meine novemberige Unzulänglichkeit vorbereitet und völlig überrumpelt davon, dass quasi übermorgen ja schon Weihnachten ist.
Friedvoll in die Flucht schlagen
Als nächstes fiel mir ein, dass das jedes Jahr auch wieder vorbei geht und ich gestattete mir, so lange im Bett zu bleiben, wie ich wollte. Sofort machte sich ultimative Erleichterung in meinem Herzen breit, ich zündete zur blauen Stunde möglichst viele Kerzen an und setzte mich mit einem mittelgroßen Baileys (ja, den trinken nicht nur Teenager) vor die von Hundenasen verschmutzte Terrassentür. Draußen nieselte es vernebelt, ich erkannte die ersten Knospen am Flieder und beobachtete Klops, unsere wohlgenährte Amsel, dabei, wie sie ein kleines, jazziges Abendliedchen in eben diesem für mich trällerte. Kater Clint setzte sich auf meinen Schoss, Schmiddie gesellte sich an meine Seite und es war okay, dass ich trotz all der guten Dinge in meinem Leben nicht himmelhochjauchzend durch den verregneten Novemberwald tanzte. Denn manchmal ist einem eben einfach nicht nach Tanzen und man ist froh, wenn man einen Tag mit sich selbst geschafft hat und einfach nur irgendwo sitzen kann. Das fühlte sich für mich sehr friedvoll an. Und siehe da: Der Skorpion in meinem Kopf suchte schnell das Weite und ward seither nicht wieder gesehen. Ich weiß, es werden wieder Zeiten kommen, in denen ich pirouettendrehend, sämtliche Fäden sicher in den Händen haltend durch mein Wohnzimmer wirbele. Und das wird viel schneller passieren, als ich November sagen kann.
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